Wahljahr 2021 - Ist mein Glaube politisch?

 

Ein Gastbeitrag von Peter Schäfer von Reetnitz.

 

Der Titel meines Artikels lautet „Wahljahr 2021 – Ist mein Glaube politisch?“; der Untertitel pointiert auf „Politik aus der Sicht der Bibel und wie macht man christliche Politik?“

 

Um Sie auf den Kern des Themas einzustimmen, beginne ich gemäß dem Missionsanspruch des Artikels mit einigen Bibelstellen, die ich Ihnen zu einem öfteren Überdenken anempfehlen möchte. Dabei handelt es sich um Matthäus 16,2-3

 

„Wenn es Abend geworden ist, so sagt ihr: Heiteres Wetter, denn der Himmel ist feuerrot; und frühmorgens: Heute stürmisches Wetter, denn der Himmel ist feuerrot und trübe. Das Aussehen des Himmels wisst ihr zwar zu beurteilen, aber die Zeichen der Zeiten könnt ihr nicht beurteilen.“

 

Um Jeremia 29,7

„Suchet der Stadt Bestes, dahin ich euch habe wegführen lassen, und betet für sie zum Herrn; denn wenn's ihr wohlgeht, so geht's euch auch wohl.“

 

Um 2.Korinther 5,20

„So sind wir nun Botschafter an Christi statt, denn Gott ermahnt durch uns; so bitten wir nun an Christi statt: Lasst euch versöhnen mit Gott!“

 

Und Offenbarung 2,19-20; 25-26

„Ich kenne deine Werke und deine Liebe und deinen Glauben und deinen Dienst und dein Ausharren und weiß, dass deine letzten Werke mehr sind als die ersten. Aber ich habe gegen dich, dass du das Weib Isebel gewähren lässt, die sich eine Prophetin nennt und meine Knechte lehrt und verführt, Unzucht zu treiben und Götzenopfer zu essen. … Doch was ihr habt, haltet fest, bis ich komme! Und wer überwindet und meine Werke bis ans Ende bewahrt, dem werde ich Macht über die Nationen geben.“

 

Die von diesen Bibelstellen transportierten Gedanken werden uns im weiteren Verlauf begleiten.

 

War Jesus politisch?

Unser erster Hauptpunkt heißt: „Politik aus der Sicht der Bibel“ und die erste Frage lautet: „War Jesus politisch?“ Zunächst einmal: Jeder Mensch ist politisch! Denn er ist von Gott politisch geschaffen. Als Gott den Menschen schuf, setzte er ihn in die Herrschaft seiner Schöpfung ein. Herrschaft ist aber immer politisch, da sie das Leben der Beherrschten regelt und damit die Normen des Verhaltens setzt. Herrschaft manifestiert die Regeln einer Ethik und ist damit evident politisch!

 

Schlagen wir den Bogen in unsere heutige Zeit. Wir leben heute (für die Kritiker sage ich: zumindest pro forma) in einer Demokratie, was per Definition bedeutet, dass das Volk herrscht, in welchem Umfang auch immer. In der Demokratie hat der Mensch das Recht, seiner Religion so nachzugehen, wie er es für richtig hält. Gleichzeitig aber ist er im Sinne von Aristoteles ein »Zoon politikon«, ein staatliches, ein bürgerliches Wesen. In der Gemeinschaft der Gleichen hat es die Pflicht, ebendiese Gemeinschaft und ihre Werte zu erhalten und zu stärken. Ein weiterer Beleg ergibt sich daraus, dass der Mensch als Individuum nicht überlebensfähig ist. Daraus muss logisch geschlossen werden, dass der Mensch in der Tat ein Zoon politikon, ein auf die Gemeinschaft hin bezogenes Wesen ist. Und damit werden die Fragen der Moral und der Ethik der Kern von unser aller Leben.

 

Nachdem wir nun festgestellt haben, dass der Mensch ein politisch geschaffenes Wesen ist, betrachten wir in diesem Zusammenhang nun Jesus. In Joh 10,30 Sagt Jesus selbst:

„Ich und der Vater sind eins.“

 

Damit stellt er sein wahres Gott-Sein fest. Das bekräftigt er in Vers 36 mit den Worten:

„Du lästerst, weil ich sagte: Ich bin Gottes Sohn?“

 

 Parallel dazu zeigt uns aber das Wort Gottes, dass Jesus gleichzeitig ein wahrer Mensch gewesen ist und noch ist. So lesen wir in Hebr 10,3:

 „Darum spricht er, als er in die Welt kommt: »Schlachtopfer und Opfergabe hast du nicht gewollt, einen Leib aber hast du mir bereitet.“

 

Und in Hebr 2,17:

„Daher musste er in allem den Brüdern gleich werden, damit er barmherzig und ein treuer Hoher Priester vor Gott werde, um die Sünden des Volkes zu sühnen.“

 

Die klarste Darstellung des gleichzeitigen Gott-Seins und Mensch-Seins Jesu finden wir aber in Joh 1,1-3; 14:

„Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott. Dieses war im Anfang bei Gott. Alles wurde durch dasselbe, und ohne dasselbe wurde auch nicht eines, das geworden ist. … Und das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns, und wir haben seine Herrlichkeit angeschaut, eine Herrlichkeit als eines Einzigen vom Vater, voller Gnade und Wahrheit.“

 

 Wir stellen also fest: Jesus ist politisch als Gott, und er war und ist politisch als Mensch. Als Gott, als Schöpfer von allem setzt er die Maßstäbe und Richtlinien des menschlichen Lebens und handelt so politisch. Als Mensch ist er ein politisches Geschöpf. Die Frage: „Was hat Jesus mit Politik zu tun“, ist also im Kern eine ignorante Frage.

 

Werfen wir einen Blick auf das Leben Jesu in den Evangelien. Da stellen wir fest: Jesus hat während seines Erdenlebens in einem Maß polarisiert wie kein anderer Mensch vor oder nach ihm. Das ist auch vollkommen logisch, wenn man bedenkt, dass für ihn als Sohn Gottes stets die Ehre des Vaters im Vordergrund stand und er sich damit außerhalb des damaligen Mainstreams der tonangebenden gesellschaftlichen Persönlichkeiten stellte. Einige seiner herausragenden politischen Entschließungen sollten uns Heutige daran gemahnen, in bestimmten Situationen, um der Ehre Gottes willen Zivilcourage zu zeigen. Denn zu keiner anderen Zeit in der Geschichte der Menschheit wurde die Ehre Gottes von den breiten Massen so sehr in den Schmutz getreten wie in unserer heutigen Zeit, in der uns selbst unsere eigene Obrigkeit mit Gott und heillosen Entscheidungen bis an die Grenzen unseres Gehorsamswillens treibt. Darauf kommen wir später noch zurück.

 

Machen wir einfach mal ein kleines „Fass der Erinnerung“ auf. Dabei fällt uns zunächst ein, dass Jesus oft am Sabbat heilte. Das war ein Vergehen gegen die pharisäischen Gesetze und traf hart auf den Widerspruch ihrer Verfechter. Im Tempel wurde die Ehre Gottes mit Füßen getreten, denn man hatte ihn zu einem „Kaufhaus“ gemacht. Jesus redete Tacheles mit denen, die sich dort breitgemacht hatten und trieb sie aus dem Tempel. Damit stellte er die Priesterschaft bloß, deren Aufgabe es eigentlich gewesen wäre, den Tempel rein zu halten.

 

Jesus lehrte seine Jünger, der römischen und edomitischen Obrigkeit die erhobenen Steuern zu bezahlen. Das wiederum erregte die Juden, die der römischen Besetzung ihres Landes nicht wohlgesonnen waren, obwohl sie ihnen doch von Gott verordnet worden war.

 

Eine starke politische Entscheidung war auch Jesu Einritt auf dem Eselsfohlen in Jerusalem. Das brachte die Hohepriester zur Weißglut und verstärkte ihre Absicht, Jesus zu töten. Merke: Unpolitische Menschen bringt die Obrigkeit nicht um, wenn sie unbequem werden, denn derer weiß sie sich auf moderate Weise zu erwehren.

 

Und schließlich war der Prozess, den sie gegen Jesus führten, ein gewaltiges, ein krachendes Politikum, denn die Verhandlung ohne bestellten Verteidiger, ohne Einlassung des Angeklagten und ohne die sonst erforderliche rechtliche Befugnis der Verhandelnden widersprach sowohl dem jüdischen als auch dem römischen Rechtsgebrauch.

 

Sollen Christen wählen?

Kommen wir zur zweiten Leitfrage: „Sollen Christen wählen?“ Die Frage ist ein wenig pikant, denn manche Christen – in meinen Augen allzu viele – vertreten den Standpunkt: „Ich habe ein- für allemal gewählt – als ich Christus als meinen Herrn wählte!“ Sie interpretieren Joh 17,16 (ELB) als Aufforderung, sich politisch neutral zu verhalten. Manche von ihnen halten es gar für ein religiöses Gebot, nicht an Wahlen teilzunehmen. Einmal davon ganz abgesehen, dass es bei der Lebensentscheidung für Christus ja nicht um eine bloße Wahl der Beliebigkeit ging, sondern hoffentlich doch um eine wesensverändernde Lebensentscheidung, sind diese Christen damit äußerst schlecht beraten, denn damit nehmen sie sich selbst jedes Recht, sich über die Entscheidungen der von ihnen ja nicht mitgewählten Obrigkeit zu beschweren oder auch nur darüber zu räsonieren.

 

Unabhängig davon, wie Christen über diese Sache denken, gibt es auch in der allgemeinen Gesellschaft in dieser Frage Pros und Kontras. Beleuchten wir zunächst einmal diese.

 

 

Für ein gesellschaftliches Pro wird folgendermaßen argumentiert: Eine hohe Wahlbeteiligung reduziere den (potentiellen oder tatsächlichen) Einfluss von Parteispendern. Auch sei Wählen eine demokratische Pflicht, vergleichbar mit der Entrichtung von Steuern, dem Wehrdienst und der Einbeziehung von Bürgern in die Rechtsprechung. Darüber hinaus sei Wählen eine moralische Pflicht, denn das in der Demokratie verankerte Wahlrecht generiere auch eine Wahlpflicht. Eine Wahlpflicht könne auch dem wachsenden Desinteresse an Politik entgegenwirken. Sie veranlasse Bürger, sich vor einer Wahl Gedanken darüber zu machen, welche Partei sie wählen wollen oder welche ihnen als das kleinste Übel erscheint. Dadurch werde populistischen oder extremistischen Parteien entgegengewirkt, die oft von einer unzufriedenen Minderheit gewählt würden. Die Wahlpflicht soll auch verhindern, dass ein zu geringer Anteil der Bevölkerung Einfluss auf ein Wahlergebnis nimmt (Bei einer Wahlbeteiligung von zum Beispiel 43,3 %, wie bei der Europawahl in Deutschland 2009, kommt bereits 21,7 % aller Wahlberechtigten eine absolute Mehrheit zu). Eine Wahlpflicht unter Zuhilfenahme eines „Enthaltungsfeldes“ auf dem Stimmzettel – wie 2013 von Herr und Speer vorgeschlagen – könnte helfen genauer abzubilden, wie viele Wähler tatsächlich eine Proteststimme gegen alle verfügbaren Parteien abgeben.

 

Das gesellschaftliche Kontra bringen folgende Stimmen in die Debatte ein: Einige fühlen sich durch eine Wahlpflicht bevormundet. Libertäre betrachten Wahlpflicht als einen Eingriff in ihren persönlichen Freiheitsbereich und als eine Verletzung des Persönlichkeitsrechts. Sie meinen, freien Individuen solle die Entscheidung, wählen zu gehen, selbst überlassen bleiben. Bei einer geheimen Wahl kann niemand zum Abgeben einer Stimme gezwungen werden. Jedem steht es frei, einen leeren oder ungültigen Wahlzettel abzugeben. Einige Bürger haben keine Präferenz für eine der zur Wahl stehenden Parteien oder einen Kandidaten. Diese Wähler würden nach dem Zufallsprinzip wählen (nur um ihre Pflicht zu erfüllen) oder einen leeren Wahlzettel abgeben. Im englischen Sprachraum werden solche Stimmen als donkey vote („Eselsstimme“) bezeichnet. Auch kann eine niedrige Wahlbeteiligung als Indiz für verbreiteten Unmut über die politische Führungselite eines Staates interpretiert werden. Eine niedrige Wahlbeteiligung könnte so ein Signal an diese Elite sein; bei einer Wahlpflicht sei ein solches Signal nicht möglich. Der Wahlkampf könnte im Falle einer Wahlpflicht stärker auf unentschlossene als auf politisch interessierte Wähler zielen.

 

Als ein weiteres Argument für eine Wahlpflicht wird von vielen auch eingebracht, dass es in zahlreichen auch demokratischen Staaten bereits eine Wahlpflicht gibt. In der Tat finden wir in 16 Ländern sogar eine sanktionierte Wahlpflicht, darunter Australien, Liechtenstein und den Schweizer Kanton Schaffhausen. Geahndet wird eine Verletzung der Wahlpflicht mit Geldstrafen (11), mit Haftstrafen (3), mit Aberkennung des Wahlrechts (1) oder mit Einzug des Personalausweises und Sperrung der Bankkonten (1). Eine verfassungsmäßig begründete, aber nicht sanktionierte Wahlpflicht finden wir in weiteren 15 Staaten, darunter Belgien, Griechenland, Luxemburg und Neuseeland.

 

Betrachten wir nun, wie die Bibel mit dem Thema „Wählen“ umgeht. Im Alten Testament ist die Sache völlig klar: Es finden Wahlen statt und sie haben die Billigung Gottes! Wir sehen das immer wieder in der Geschichte des Volkes Israel. Eine der wichtigsten Passagen in diesem Zusammenhang finden wir in Josua 24,15 bei der Landnahme Israels in Kanaan. Da heißt es:

 

„Ist es aber übel in euren Augen, dem Herrn zu dienen, dann erwählt euch heute, wem ihr dienen wollt: entweder den Göttern, denen eure Väter gedient haben, als sie noch jenseits des Stroms waren, oder den Göttern der Amoriter, in deren Land ihr wohnt! Ich aber und mein Haus, wir wollen dem Herrn dienen!“

 

Josua billigt also die Zugehörigkeitswahl jedes einzelnen Israeliten, und der Herr greift nicht ein. Wir haben es hier mit verschiedenen „Parteien“ zu tun, in hauptsächlich zwei Strömungen – einmal „Pro-Jahwe“ und einmal „Pro Baal“, die die Deutungshoheit des Lebens für sich beanspruchen. Der Ausgang dieser Wahl ist bekannt, denn in Vers 22 desselben Kapitels heißt es:

„Da sagte Josua zum Volk: Ihr seid Zeugen gegen euch selbst, dass ihr selbst euch den Herrn erwählt habt, um ihm zu dienen. Und sie sprachen: Wir sind Zeugen!“

 

Eine weitere wichtige Wahl im Alten Testament ist die Wahl eines Königs für das Volk Israel. Davon lesen wir in 1Sam 8,4-7. Da heißt es:

 

„Da versammelten sich alle Ältesten von Israel und kamen zu Samuel nach Rama. Und sie sagten zu ihm: Siehe, du bist alt geworden, und deine Söhne wandeln nicht in deinen Wegen. Nun setze über uns doch einen König, uns zu richten, wie es bei allen Nationen ist! Und das Wort war übel in den Augen Samuels, dass sie sagten: Gib uns einen König, uns zu richten! Und Samuel betete zum Herrn. Der Herr aber sprach zu Samuel: Höre auf die Stimme des Volkes in allem, was sie dir sagen! Denn nicht dich haben sie verworfen, sondern mich haben sie verworfen, dass ich nicht König über sie sein soll.“

 

Auch den Ausgang dieser Geschichte kennen wir, und sie hängt dem Volk Israel bis zum heutigen Tag nach. Denn bis zum heutigen Tag wettstreiten in Israel Orthodoxie, Laizismus und Säkularismus in verbissenem Kampf um das „letzte Wort“.

 

Das sehen wir auch in der Zeit Jesu im Neuen Testament. Zu dieser Zeit wurden in Israel die Hohepriester gewählt, und es gab zwei Parteien zur Auswahl: die Pharisäer und die Sadduzäer. Beide Parteien hatten ihre Schriftgelehrten, die als Berater in allen Fragen fungierten. Diese enge Verbindung von Klerus und Regierung darf uns nicht verwundern, denn unter der Oberhoheit des Gottkaiserreiches Rom gab es keinen Laizismus. Unter diesen Eindrücken und unter Beachtung der Tatsache, dass Gott der Unwandelbare ist, in dem es keine Veränderung gibt, und dass er derselbe ist gestern, heute und morgen, müssen wir feststellen, dass es den Jüngern Jesu anheimgestellt ist, ihre Wahl zu treffen. Das meint: Wer keine Wahl trifft, hat sich entschieden, und zwar genau so wie der, der die falsche Wahl trifft.

 

Der Christ ist bei allem, was er tut, um seine Wahl gefragt. Das beginnt bei der Bekehrung, bei der er die Wahl trifft zwischen Jesus und dem ewigen Verderben, und es endet mit dem letzten Schließen seiner Augen. Das Ergebnis unserer Betrachtung ist also: Ja, der Christ soll wählen. Wenn es ihm im Gewissen unmöglich ist, die zur Verfügung stehenden Parteien oder Personen zu wählen, dann muss er eben einen leeren Wahlzettel abgeben oder ihn ungültig machen.

 

Kann man aus der Bibel herauslesen, dass sich Christen politisch engagieren sollen?

Aus alledem ergibt sich die dritte Leitfrage: „Kann man aus der Bibel herauslesen, dass sich Christen politisch engagieren sollen?“ Dazu möchte ich Sie auf einen grundlegenden Gedanken hinweisen, der Ihre Persönlichkeit betrifft und einige Überlegung erfordert. Haben Sie das Gefühl, dass man in Deutschland seine Meinung frei sagen kann? Oder sollte man eher vorsichtig damit sein? 45 Prozent der Deutschen antworten auf die erste Frage mit Ja. Fast genauso viele mit Nein. Das ergab eine Studie des Demoskopischen Instituts Allensbach, das diese Frage immer wieder schon seit 1953 stellt.

 

So gering war die gefühlte Meinungsfreiheit noch nie. Für das Gefühl der Menschen spielt es keine Rolle, dass das Grundgesetz das Recht auf freie Meinungsäußerung garantiert. Es geht vielmehr um die Wahrnehmung eines sozialen Drucks. Islam, Vaterlandsliebe, auch Gleichberechtigung sind Themen, von denen in den vergangenen Jahren immer mehr Menschen sagen, dass man sich da leicht den Mund verbrennen kann. Die Meinungsforscher fürchten gar, dass sich bei intellektuellen Diskussionen um das Gendern oder den Mohrenkopf – sprich: „Political Correctness“ – Teile der Bevölkerung voneinander entkoppeln, weil diese Themen völlig an der Lebenswirklichkeit der meisten Menschen vorbeigehen.


Elisabeth Noelle-Neumann, die Gründerin des Allensbacher Instituts, ist in ihrer Theorie der Schweigespirale davon ausgegangen, dass Menschen die soziale Isolation, die Ausgrenzung fürchten. Deshalb neigten sie dazu, ihre Meinung zu verschweigen, wenn sie sich in der Minderheit wähnen – selbst dann, wenn sie eigentlich in der Mehrheit wären. Auf diese Weise könnte dann die vermeintliche zur tatsächlichen Mehrheit werden. Die Minderheit muss nur laut und selbstbewusst genug schreien.

Eine aktuelle Allensbacher Studie liefert aber ein Indiz dafür, dass es auch anders laufen könnte: Die Mehrheit widersetzt sich dem sozialen Druck einer Minderheit. Mehr als die Hälfte der Befragten wollen sich nicht „politisch korrekt“ ausdrücken, weil es sie nervt, wenn andere ihnen Sprachregeln aufdrücken. Das wiederum könnte statt zu einer Schweige- zu einer Eifer-Spirale führen. Die Fliehkräfte wären enorm. Das haben Forscher der Uni Münster in einer Studie gezeigt. In der deutschen Bevölkerung stehen sich neben zwei mittigen Gruppen zwei Lager gegenüber. Sie unterscheiden sich vor allem in der Frage: Wer gehört zu unserem Land? Ihre Positionen vertreten sie mit einer „zunehmend genervt-überheblichen Grundhaltung, die die andere Seite nur umso mehr provoziert“.

Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble mahnte kürzlich bei einem Symposium eine Kultur des Zuhörens an – statt eines „Wir gegen Die“. Das kann man nicht genug unterschreichen. Denn nur, wo man sich ehrlich zuhört, kann ein gedeihliches Meinungsklima entstehen.

 

Inwieweit betrifft das nun den Christen? Nun, es ist für ihn – auch wenn er es selbst nicht merkt – sein Alltag! Denn: was ist die Hauptaufgabe des Christen? Wir finden diese Aufgabe dreimal im Neuen Testament – es ist der Missionsbefehl, den Jesus seinen Jüngern erteilte, ehe er die Zeitlichkeit der Erde verließ. Wir finden ihn in Mt 28,18-20; in Mk 16,15 und in Lk 24,46-47. Dort lesen wir:

 

„Jesus trat zu ihnen und redete mit ihnen und sprach: Mir ist alle Macht gegeben im Himmel und auf Erden. Geht nun hin und macht alle Nationen zu Jüngern, und tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, und lehrt sie alles zu bewahren, was ich euch geboten habe!“ „Er sprach zu ihnen: Geht hin in die ganze Welt und predigt das Evangelium der ganzen Schöpfung!“ „So steht geschrieben, und so musste der Christus leiden und am dritten Tag auferstehen aus den Toten und in seinem Namen Buße zur Vergebung der Sünden gepredigt werden allen Nationen, anfangend von Jerusalem.“

 

Dieser Befehl ist ein ernstzunehmender Auftrag, und er kann nur mittels der Sprache erledigt werden, die genau deshalb nicht durch „Political Correctness“ verhunzt werden darf, wobei zu allererst die Zivilcourage des Christen wider alle Gegenströmungen gefragt ist.

 

Dazu gehört vornan, dass wir ausreichend gut informiert sind. Jesus selbst hat Juden gescholten, weil sie die Politik aus den Augen verloren haben. In Matthäus 16,3 sagt der Herr selbst:

 

„Des Morgens sprecht ihr: Es wird heute ein Unwetter kommen, denn der Himmel ist rot und trübe. Über das Aussehen des Himmels wisst ihr zu urteilen, über die Zeichen der Zeit aber könnt ihr nicht urteilen?“

 

Das ist eine starke Rüge! Sie bedeutet, dass wir zu tadeln sind, wenn wir uns nicht um die Dinge um uns herum bemühen und darum, wie sie sich entwickeln. Wenn ich das so sage, möchte ich mich recht so verstanden wissen: Es ist an uns, Farbe zu bekennen, die Farben des Paniers unseres Herrn Jesus Christus! Es ist an uns – auch gegen alle Widerstände – Seine Absichten, Seine Intentionen, Seine Regeln öffentlich deutlich zu machen. In Jeremia 29,7 lesen wir:

 

„Suchet der Stadt Bestes, dahin ich euch habe wegführen lassen, und betet für sie zum Herrn; denn wenn‘s ihr wohlgeht, so geht‘s euch auch wohl.“

 

Was heißt das nun: „Suchet der Stadt Bestes“? Was bedeutet es? Wie geht das? Wie kann man das machen? Nun - die einfachste Erklärung ist: Indem man das Schlechte von ihr fernzuhalten sucht! Ist das möglich, ohne sich zu äußern? Ist das möglich, ohne aktiv zu werden? Ich denke nicht.

 

Was ist nun also an uns, dass wir es tun sollen? Politisches Handeln beginnt im Kopf. Aber der Kopf allein genügt nicht, wie wir alle wissen. Denn wenn wir uns auf unseren Kopf allein verlassen, dann sind wir genau an dem Punkt, an dem leider auch alle jene stehen, die das Prinzip der Errettung und das Evangelium im Kopf zwar verstanden haben, die aber dennoch nicht errettet sind, weil es nicht in ihr Herz gedrungen ist. Es müssen also Kopf und Herz zusammenkommen, wenn Christen in Christi Sinn politisch handeln wollen. Heißt das, dass jeder Christ politisch handeln soll? Genau das heißt es!

 

Politisches Handeln bedeutet jedoch nicht zwingend, dass man Mitglied einer Partei wird oder immer und überall eine politische Meinung äußern, vertreten und verteidigen muss. Politisches Handeln beginnt vielmehr im Kopf. Es geht nicht um die großen Taten oder Meinungen, sondern darum, sich auf politische Themen einzulassen und sie nicht aus seiner Realität auszuklammern. Es geht darum, in der Bibel die politische Dimension zu finden und diesen Standpunkt zu vertreten und zu leben. Und es geht auch darum, nicht jeden geistlich denkenden Bruder, nicht jede geistlich denkende Schwester, die sich politisch äußern, zu verurteilen.

 

Unterstützen statt verurteilen, das könnte ein Leitbild für das Verhältnis von Christ und Politik sein. Ist das nicht sowieso ein Leitgedanke, den uns der Herr Jesus Christus vorgelebt hat? Ich wünsche mir, dass wir jenen Christen, die sich der politischen Herausforderung stellen, genauso begegnen können. Ich wünsche mir, dass wir nicht denjenigen den Mut nehmen, die dafür kämpfen, dass Wort und Wille Gottes im Alltag, gesellschaftlich wie politisch, Gewicht erhalten.

 

Stellen Sie sich doch einmal beispielhaft vor, Sie seien ein Zeitgenosse biblischer Personen. Stellen Sie sich vor, Sie erleben mit, wie Abraham im Tal Siddim gegen die Könige von Sodom und Gomorra, von Adma, Zebojin und von Bela kämpft, um Lot zu befreien (1Mo 14). Was meinen Sie – werden sie Abraham unterstützen oder untätig zuschauen, wie Lot stirbt?

 

Stellen Sie sich vor, Sie erleben mit, wie Elia gegen die Königin Isebel und die Baalspriester kämpft (1Kö 18+19). Was meinen Sie – Werden Sie Elia helfen oder werden Sie tatenlos zusehen?

 

Abraham wurde belohnt, denn Melchisedek, der König von Salem und Priester Gottes des Höchsten brachte ihm Brot und Wein, um einen neuen Bund mit ihm zu schließen (denken Sie an das neutestamentliche Herrenmahl!). Elia wurde belohnt, denn der Herr ließ alles geschehen, was auch immer Elia von ihm erbat! Und bedenken Sie auch, dass Elia den Tod nicht sehen musste, denn er wurde in einem feurigen Wagen in den Himmel entrückt.

 

Und wenn Sie jetzt sagen: „Das ist ja alles Altes Testament; das geht mich nichts an!“, dann halte ich dem entgegen, dass

 

          1.  das Neue Testament ohne das Alte ganz und gar unverstehbar ist und

          2.  ohne das Alte gar nicht existieren kann.

  

Im Übrigen hätte ich Sie auch bitten können sich vorzustellen, Sie würden miterleben, wie sich Petrus vor dem Hohen Rat darauf beruft, dass man Gott mehr gehorchen muss als Menschen (Apg 5,27-29) oder Sie wären gar dabei, Wie Jesus selbst die Händler aus dem Tempel treibt (Joh 2 14-17). Wie hätten Sie da Partei ergriffen?

 

Die wichtigste Stelle aber, die uns mahnt, aufzustehen und Partei zu ergreifen, ist neutestamentlich – Es ist Offb 2,18-29, das Sendschreiben des Herrn an Thyathira! Wie wir alle wissen, sind die sieben Sendschreiben dreidimensional: Sie richten sich an die damaligen Gemeinden, beschreiben den Gang der Kirche bis jetzt und betreffen jeden von uns heute.

 

In Offenbarung 2 im Sendschreiben von Thyatira lesen wir im Vers 19, dass der Glaube, der Dienst, das Ausharren und die Werke der wiedergeborenen Jünger gelobt werden. Das ist erfreulich und ermunternd, aber es darf uns natürlich nicht dazu verleiten, uns auf diesen Lorbeeren des Herrn zur Ruhe zu legen oder uns auf den Rosen der Selbstgerechtigkeit zu betten (Merke übrigens: Sowohl Lorbeer als auch Rosen pieken, bieten also kein bequemes Ruhekissen!). Denn im direkt auf das Lob folgenden Vers, dem Vers 19, heißt es dann weiter:

 

„Aber ich habe gegen dich, dass du das Weib Isebel gewähren lässt, die sich eine Prophetin nennt und meine Knechte lehrt und verführt, Unzucht zu treiben und Götzenopfer zu essen.“

 

Das klingt nach einer ernsten Mahnung, und es ist eine! Wer von Ihnen nicht weiß, wo er Isebel verorten soll, dem empfehle ich die Lektüre des 1.Buches der Könige und darin die Kapitel 16 bis 22. Isebel ist hier in diesem Sendschreiben ein Bild für unsere Zeit zum Verständnis der Zeitzeichen, ebenso wie in anderen Sendschreiben beispielsweise der Rückgriff auf Bileam oder auf die Nikolaiten. Isebels Verhalten in der Vergangenheit soll uns zeigen, womit wir es heute zu tun haben.

 

Isebel ist also das Sinnbild für das, was wir heute erleben: Ehe für alle – dazu lese man Römer 1 und 6; Recht der Frau auf Tötung der eigenen Leibesfrucht im Mutterleib (beabsichtigt bis zum Tag vor der Geburt!); die Verhunzung der Sprache in Gottlosigkeit; die Unwahrhaftigkeit der Regierenden; die Salonfähigkeit der Lüge zum Beispiel durch sogenannte „political correctness“; die Verführung der Menschen zur Egozentrik und zu böser Lust – die Liste würde geradezu endlos, wenn wir mit offenen Augen durch die Welt gehen – es ist genug.

 

Hüten Sie sich hier in Deutschland vor Aktivisten, männlich wie weiblich, die der deutschen Sprache nicht mächtig sind. Ich gebe Ihnen ein Beispiel: Da gibt es in unserer schönen deutschen Sprache das kleine Wörtchen „man“. Es hat mit unserem Thema zu tun, aber was bedeutet es eigentlich? Fetischisten, Satanisten, Okkultisten, Feministinnen, Emanzen, Dominanzen Journalisten, Juristen und Politiker wollen allesamt etwas anderes, etwas Sexistisches und darum Gefährliches aus diesem kleinen, unschuldigen Wörtchen „man“ herauslesen.

 

Ist dieses Wörtchen „man“ etwa so zu verstehen = Verkäufer*Innen? Oder bildet dieses Wörtchen „man“ vielleicht eine Unterscheidung = man/frau, wie es manche Feministinnen gerne sehen? Oder hat man unter dem Wörtchen „man“ schlicht eine Gleichsetzung vor sich = man = Mann allgemein wie es sich die Frauenrechtlerinnen auf die Fahnen geschrieben haben?

 

Nichts von alledem trifft zu! Wer solche sprachlichen Verrenkungen macht, stellt damit eindrucksvoll unter Beweis, dass er der eigenen Muttersprache nicht mächtig ist! Denn unser Wörtchen „man“ ist nur eine sprachliche Abschleifung von manikin zu man. Manikin ist ein im Alt- und Mittelhochdeutschen noch unverändert gebrauchtes Wort aus der altgermanischen Sprache, das ganz einfach die Menschheit bzw. das Menschsein bezeichnet. In anderen germanischen Sprachen hat sich das Wort anders abgeschliffen, zum Beispiel im Englischen: Da wurde aus „hu manikin“ = „das Menschsein“ das Wort = human = „menschlich“.Wer also diese Unterscheidung trifft: man/frau, der sagt damit gleichzeitig, dass Frauen keine Menschen sind, eine ganz einfache, sich selbst erklärende Gleichung: man = Menschsein; frau = ???

  

Ich wiederhole mich, wenn ich denke dass klar geworden ist, dass Christen sich politisch engagieren müssen, um ihrem Auftrag in der Welt gerecht zu werden. Politisches Handeln bedeutet jedoch nicht zwingend, dass man Mitglied einer Partei wird oder immer und überall eine politische Meinung äußern, vertreten und verteidigen muss. Politisches Handeln beginnt vielmehr im Kopf. Es geht nicht um die großen Taten oder Meinungen, sondern darum, sich auf politische Themen einzulassen und sie nicht aus seiner Realität auszuklammern.

 

Politik und Kirche

Kommen wir zu unserer vierten Leitfrage um Politik und Kirche: „Inwieweit sollte die Institution Kirche zu politischen Themen Stellung nehmen?“

 

Wir leben in einer laizistischen Gesellschaft. Das heißt, dass Kirche und Staat unabhängig voneinander sind und dass der jeweils eine nicht in die Belange des jeweils anderen eingreift. Hat die Kirche in der Vergangenheit, in der Zeit vor dem Laizismus, weitreichend die Politik bestimmt, so ist ihr im Laizismus die Machtposition genommen. Andererseits gilt für die Kirche an sich, was auch für jeden einzelnen Gläubigen gilt. das haben wir gerade eben ausführlich diskutiert. Deshalb ist zu diesem Punkt nicht mehr viel zu sagen, außer vielleicht dem Folgenden: Die Kirche soll keine Politik betreiben, aber es ist eine ihrer Hoheitsaufgaben, die Gläubigen und natürlich damit auch die Öffentlichkeit über die Gegenwartspolitik aufzuklären. Dabei muss sie darstellen, woran Politik krankt und wo sie ihren gottgegebenen Auftrag vernachlässigt, das Böse zu bestrafen und das Gute zu belohnen. Denn das ist die Aufgabe aller Obrigkeit: Dass sie nicht sich selbst dient, sondern den Menschen, über denen sie eine gottgemäße Regierung darstellen soll.

 

Was die Absichten Gottes mit der Obrigkeit sind, erfahren wir in Römer 13,1-7. Ihre Position finden wir in Vers 3-4a:

 

„Die Regenten sind nicht ein Schrecken für das gute Werk, sondern für das böse. Willst du dich aber vor der staatlichen Macht nicht fürchten, so tue das Gute, und du wirst Lob von ihr haben; denn sie ist Gottes Dienerin, dir zum Guten.“

  

Die Kirche muss diese Position im Auge behalten. Sie darf und muss zu allem Stellung nehmen was diese Position berührt, und sie darf und muss hier loben und tadeln. Es betrifft sowohl ihren Lehr- als auch ihren Seelsorgeauftrag. Dass sie diesem Anspruch in weiten Teilen bis zum heutigen Tag nicht genügt, ist ein anderes Thema, das wir hier und jetzt nicht zu verhandeln haben.

 

Wie sieht christliche Politik aus? Wie macht man sie?

Kommen wir zu unserem zweiten Hauptthema „Christliche Politik“ und zur ersten Frage: „Wie sieht christliche Politik aus? Wie macht man sie?“ Ich selbst habe diese Frage kürzlich in einem Interview so beantwortet:

 

„Wo Menschen sich der Realität Gottes bewusst sind und seine sittlichen Normen praktizieren, resultiert daraus ein dienender und transparenter Politik- und Regierungsstil sowie eine Freiheit von den Einzelinteressen, Ideologien und den Moden des Zeitgeistes einer jeweiligen Zeit und Kultur. Politiker sind so wirklich frei, ihrem ungetrübten Gewissen und den besten Argumenten und Konzepten zu folgen.“

 

Dabei habe ich auf 1Kor 7,23 hingewiesen:

 

„Ihr seid um einen Preis erkauft. Werdet nicht Sklaven von Menschen!“

 

 und auf 1Joh 2,15-17:

 

„Liebt nicht die Welt noch was in der Welt ist! Wenn jemand die Welt liebt, ist die Liebe des Vaters nicht in ihm; denn alles, was in der Welt ist, die Begierde des Fleisches und die Begierde der Augen und der Hochmut des Lebens, ist nicht vom Vater, sondern ist von der Welt. Und die Welt vergeht und ihre Begierde; wer aber den Willen Gottes tut, bleibt in Ewigkeit.“

 

Das christliche Prinzip von Regierung ist ein anderes als dasjenige, was in der Geschichte der Menschheit meist praktiziert wurde und wird. Hierzu sagt der Herr Jesus Christus in Mk 10,42-43:

 

„Die als Herrscher über die Völker gelten, beherrschen sie durch Gewalt und missbrauchen ihre Macht. Aber so ist es unter euch nicht; sondern wer groß sein will unter euch, der soll euer Diener sein“.

 

Der politische Diskurs, der parteiliche Betrieb und die persönlichen Begegnungen innerhalb der Partei sind im Geist Christi mit der gebotenen Liebe zum Mitmenschen, der Demut, der Reinheit der persönlichen Motive und dem ungetrübten Glauben an Gott und sein Wort zu führen. Genauso sind sie in der Liebe zur Wahrheit zu führen. Der Herr Jesus Christus sagt in Mt 5,37:

 

„Eure Rede sei ja, ja oder nein, nein, alles andere ist vom Bösen.“.

 

Politiker, die wissentlich die Unwahrheit sagen, die manipulieren oder Versprechen abgeben, ohne die Absicht sie zu halten, sollten in einer christlichen Partei nicht zu finden sein. Eine politische „Ethik“ im Sinne Machiavellis, nach der Regierende zum Wohl der Bevölkerung lügen müssen und der Zweck die Mittel heiligt, ist abzulehnen.

 

Gerade Christen sind sich aber auch der Endlichkeit und Fehlerhaftigkeit jedes Menschen bewusst. Auch christliche Politiker werden nicht fehlerfrei sein. Der christliche Glaube verlangt die Bereitschaft zur Einsicht und Korrektur und gegebenenfalls zu klaren Konsequenzen, genauso aber auch die Bereitschaft zur Vergebung und zu einem Neubeginn. Wer begangene Schuld und vorhandene Unzulänglichkeit bekennt, ist höher zu achten und qualifizierter als einer, der sie verbirgt. Schlussendlich bedeutet das für Christen, dass alles politische Denken, Reden und Handeln am Wort Gottes gemessen werden muss und bei Billigung durch das Wort konsequent und ohne Falsch durchzusetzen ist.

 

Wie gewichte ich politische Themen?

Die zweite Frage im zweiten Hauptthema lautet: „Wie gewichte ich politische Themen?“ Für die Bearbeitung dieser Frage gibt es ein bekanntes Beispiel: In den USA wählen viele Christen die Republikaner, weil sie gegen Abtreibung sind. Ist das der entscheidende Punkt auf dem Wahlprogramm? Worauf muss man als Christ achten?

 

Zunächst einmal muss man festhalten, dass „Christ“ in den USA nicht das gleiche bedeutet wie „Christ“ in Deutschland oder Europa. Amerikanische Christen spalten sich in unzählige Interessengruppen, die sich quer durch die zahlreichen Denominationen verteilen. Wirklich einig sind sie sich nur immer dann, wenn es gilt, ihre politischen Vorstellungen zu verwirklichen. Bei alledem ist in den USA dann noch zwischen „Christen“ und „weißen Christen“ zu unterscheiden, wobei „Christen“ nicht notwendigerweise „farbige Christen“ bedeutet. Die als „weiße Christen“ Bezeichneten, die im Übrigen in politischer Hinsicht eine Mehrheit bilden, haben einen gemeinsamen Konsens, der sich auf einige wenige Punkte des gesellschaftlichen Zusammenlebens beschränkt. Jeder Politiker, der ihnen diese Punkte garantiert, bekommt ihre Stimme, ungeachtet dessen, zu welcher Partei er gehört, welche Ansichten er sonst noch vertritt oder welche dunklen Geheimnisse seine sonst weiße Weste beflecken.

 

Aber kommen wir zurück nach Deutschland. Denken Sie einmal kurz nach: Würden Sie jemanden wählen, weil er gegen Abtreibung ist? Was wäre denn, wenn Sie dann später feststellen, dass er den kleinen Leuten die Renten kürzen will? Oder würden Sie jemand wählen, weil er gegen die „Ehe für alle“ spricht, aber andererseits lügt, dass sich die Stahlträger in der Bundestagskuppel verbiegen, wenn er nur zur Tür herein kommt? Sie sehen, es ist völlig sinnlos, jemanden nur danach beurteilen zu wollen, welche politischen Ziele er offen vertritt. Viel wichtiger ist es, seine Wahrhaftigkeit zu prüfen! Ein Donald Trump beispielsweise hätte von mir niemals eine Stimme bekommen, weil er sich schon früher als Lügner geoutet hat.

 

Als Christ muss ich mir sehr genau anschauen, wem ich meine Stimme gebe, denn sonst geht es mir wie Paulus mit Demas. Paulus schreibt in 2Tim 4,10:

 

„Demas hat mich verlassen, da er den jetzigen Zeitlauf lieb gewonnen hat.“

  

Was nützt mir ein Verfechter des Abtreibungsverbots, der plötzlich die Vielehe als Erfüllung seines Lebens entdeckt? Uns Christen ist doch ein Mittel an die Hand gegeben, mit dem wir alles auf Herz und Nieren prüfen und abklopfen können – das ewig gültige Wort Gottes! Daran sind alle Dinge zu prüfen, und nur daran! Dabei spielt es überhaupt keine Rolle, welche Haltung der Staat, unsere Obrigkeit, zu dem jeweiligen Thema einnimmt. für uns gilt in jedem Fall Offb 2,20. Dem allein haben wir uns als Christen zu beugen und alles am Wort zu messen. Selbst wenn es bedeutet, dass wir dann nur einen leeren Wahlzettel abgeben können.

 

Wer hat das letzte Wort?

Die dritte Frage im zweiten Hauptthema ist damit bereits beantwortet: Das Wort Gottes muss bei uns stets das letzte Wort haben!

 

Was hat es mit dem Obrigkeitsgehorsam auf sich, den die Bibel fordert?

Kommen wir zu einem letzten Punkt in unserer Betrachtung: „Was hat es mit dem Obrigkeitsgehorsam auf sich, den die Bibel fordert?“ Schauen wir uns dazu noch einmal einen Text an, den wir heute schon einmal gesehen haben, Röm 13,1-7:

 

„Jede Seele unterwerfe sich den übergeordneten staatlichen Mächten! Denn es ist keine staatliche Macht außer von Gott, und die bestehenden sind von Gott verordnet. Wer sich daher der staatlichen Macht widersetzt, widersteht der Anordnung Gottes; die aber widerstehen, werden ein Urteil empfangen. Denn die Regenten sind nicht ein Schrecken für das gute Werk, sondern für das böse. Willst du dich aber vor der staatlichen Macht nicht fürchten, so tue das Gute, und du wirst Lob von ihr haben; denn sie ist Gottes Dienerin, dir zum Guten. Wenn du aber das Böse tust, so fürchte dich! Denn sie trägt das Schwert nicht umsonst, denn sie ist Gottes Dienerin, eine Rächerin zur Strafe für den, der Böses tut. Darum ist es notwendig, untertan zu sein, nicht allein der Strafe wegen, sondern auch des Gewissens wegen. Denn deshalb entrichtet ihr auch Steuern; denn es sind Gottes Diener, die eben hierzu fortwährend beschäftigt sind. Gebt allen, was ihr ihnen schuldig seid: die Steuer, dem die Steuer; den Zoll, dem der Zoll; die Furcht, dem die Furcht; die Ehre, dem die Ehre gebührt!“

 

So weit, so gut. Christen sollen also ihrer Obrigkeit gehorchen. Wie aber verträgt sich das mit einem anderen Text, den wir ebenfalls heute schon sahen, Apg 5,27-29:

 

„Der Hohe Priester befragte sie und sprach: Wir haben euch streng geboten, in diesem Namen nicht zu lehren, und siehe, ihr habt Jerusalem mit eurer Lehre erfüllt und wollt das Blut dieses Menschen auf uns bringen. Petrus und die Apostel aber antworteten und sprachen: Man muss Gott mehr gehorchen als Menschen.“

 

Nun – wie verträgt sich das? Es ist eigentlich ganz einfach zu verstehen: Nach dem Willen Gottes müssen wir der Obrigkeit gehorchen, soweit und solange, wie sie dem ihr von Gott gegebenen Auftrag genügt, für das Wohl der Menschen zu sorgen und das Gute zu belohnen sowie das Böse zu bestrafen. Überall da, wo der gute Wille Gottes von der Obrigkeit nicht mehr vollzogen wird, müssen wir Gott mehr gehorchen als ihr!

 

Hätten die Christen im Dritten Reich unter dem Regime der Nationalsozialisten das beachtet, hätte es niemals zum Holocaust, hätte es niemals zum 2. Weltkrieg kommen können. Und das gilt ebenso für die Kreuzzüge, für die Zeiten des Kolonialismus oder auch für den Religionskrieg auf der irischen Insel.

 

Abschließend gebe ich Ihnen eine „Hausaufgabe“ mit, die ich selbstverständlich nicht kontrollieren werde, sondern im Angesicht Gottes Ihrer Selbstkontrolle anbefehle. Prüfen Sie doch einmal, ob unsere Obrigkeit den Ansprüchen Gottes entspricht, die wir soeben noch einmal gelesen haben.

  • Prüfen Sie das JA zur Ehe für alle.
  • Prüfen Sie das JA zur Duldung der Abtreibung.
  • Prüfen Sie die Position der Obrigkeit zu Gender und LGBT.
  • Prüfen Sie die Inhalte der Schulpolitik.
  • Prüfen Sie die Inhalte der staatlichen Kinder-Früherziehung.
  • Prüfen Sie alle politischen Schritte, die Ihnen bekannt werden.

 

Und dann fragen Sie einmal das Wort Gottes, fragen Sie, was Gott zu dem allem sagt. Und dann denken Sie bitte betend darüber nach, wie Sie, ja, Sie persönlich, Gott mehr gehorchen könnten.

 

Nun – was meinen Sie? Ist Ihr Glaube politisch?

 

Peter Schäfer von Reetnitz

(Kulturantropologe)

 

 

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