Was geschieht nach dem Tod?
Was geschieht nach dem Tod?

 

Tod – und was dann?

Zu den vielen Fragen, die die Menschheit von jeher bewegt haben, gehört auch die Frage nach dem, was nach dem Tod geschieht. Natürlich kann man dieses Thema wegschieben, denn wer denkt schon gern an den Tod? Doch die Frage bleibt. Schon vor rund 4000 Jahren formulierte Hiob sie so: «Der Mensch verscheidet, und wo ist er?» (Hiob 14,10). Ist der Tod das Ende der menschlichen Existenz, oder gibt es ein Leben nach dem Tod?

 

Sowohl Philosophen und Theologen als auch Denker und Dichter haben über diese Frage nachgedacht und versucht, Antworten zu geben. Aber menschliche Antworten auf diese entscheidende Frage können nur ein Tasten im Dunkeln, ein Umherirren im Nebel bleiben. Kein Mensch kann über den Tod hinaussehen und aus sich selbst heraus zuverlässige Antworten finden. Nur die Bibel, das Wort Gottes, kann uns in dieser Frage Sicherheit geben. Und Gott schenkt uns auch eine klare und eindeutige Antwort. Niemand braucht über die Frage nach dem, was nach dem Tod kommt, im Unklaren zu bleiben.

 

Auf die Ewigkeit angelegt

Als Gott den Menschen schuf, tat Er etwas, das ihn grundsätzlich von allen andern Lebewesen unterschied und immer noch unterscheidet. «Gott hauchte in seine Nase den Odem des Lebens, und der Mensch wurde eine lebendige Seele» (1. Mo 2,7).
Damit hat jeder Mensch, der auf diese Erde geboren wird, eine unsterbliche Seele. Wohl trat der Tod als Folge der Sünde ein, doch er ist keineswegs das Ende der Existenz eines Menschen, sondern bedeutet die Trennung von Seele und Leib.

 

Mit dem leiblichen Tod hört die Existenz eines Menschen nicht auf Dieser oft verbreitete Irrtum ist eine reine Hypothese und basiert auf der unterschwelligen Angst vieler Menschen, ohne Gott in die Ewigkeit gehen zu müssen. Nein, die Bibel bezeugt uns klar, dass der Mensch ein auf die Ewigkeit angelegtes Wesen ist und eine ewige Existenz hat. Seine Seele ist unsterblich. Gottes zweifelsfreie Aussage lautet: «Es ist den Menschen gesetzt, einmal zu sterben, danach aber …» (Heb 9,27). Wenn Gott ein Danach setzt, dann nützt alle menschliche Argumentation nichts. Es gibt ein Danach, es gibt ein Leben nach dem Tod. Wo also wird der Mensch sein, wenn er hier auf der Erde seine Augen schliesst?

 

„Scheol“ im Alten Testament

Schon im Alten Testament finden wir ein vielfältiges Zeugnis darüber, wohin die Seele geht, wenn sie durch den Tod vom Körper getrennt wird. Es ist nicht das Grab, in das wohl der Leib gelegt wird, sondern die Ewigkeit. Die alttestamentlichen Gläubigen wussten, dass die Seele sich an einem Ort befinden würde, der Scheol genannt wurde. Bereits Hiob und seine Freunde sprechen davon. Er bringt seine Hoffnungslosigkeit mit den Worten zum Ausdruck: «Die Wolke schwindet und fährt dahin; so steigt, wer in den Scheol hinab fährt, nicht herauf» (Hiob 7,9).


Und Zophar vergleicht die Tiefe des Wesens Gottes mit der Tiefe des Scheols (Hiob 11,8). Offensichtlich hatten diese Menschen, die vermutlich vor Abraham lebten, eine Ahnung vom Totenreich (Scheol).
Auch der Patriarch Jakob spricht vom Scheol. Als er vom vermeintlichen Tod seines Sohnes Joseph hörte, trauerte er mit den Worten: «Leidtragend werde ich zu meinem Sohn hinab fahren in den Scheol» (1. Mo 37,35). Für ihn war klar, dass sein Sohn dort war und er selbst an den gleichen Ort gelangen würde.
Als Korah und seine Genossen den Tod fanden, lesen wir: «Und sie fuhren, sie und alles, was ihnen angehörte, lebendig in den Scheol hinab» (4. Mo 16,33).
Auch David bezeugt diese Wahrheit: «Die Gottlosen werden zum Scheol umkehren» (Ps 9,18).

 

Die angeführten Stellen aus dem Alten Testament machen klar, dass wir unter dem Scheol den Aufenthaltsort der verstorbenen Menschen jener Zeit zu verstehen haben, seien es Gläubige oder Ungläubige. Im Ausdruck «Scheol» selbst liegt noch keine Bewertung, keine Scheidung zwischen Gut und Böse, zwischen Qual und Seligkeit, zwischen errettet und verloren. Es ist ein allgemeiner Ausdruck für das Totenreich. Scheol bezieht sich auf einen unsichtbaren Ort oder einen Zustand, in oder an dem sich die verstorbenen Menschen befinden.

 

Dass es innerhalb des Scheols einen klaren Unterschied zwischen denen gibt, die im lebendigen Glauben an Gott und denen, die ohne Ihn gestorben sind, macht das Neue Testament zweifelsfrei deutlich. Der Unterschied liegt aber nicht im Ausdruck Scheol selbst. Lukas 16,22-31 zeigt klar, dass Abraham sich z.B. an einem Ort des Glücks befand, während 1. Petrus 3,19 davon spricht, dass die Geister der verstorbenen Ungläubigen, die in den Tagen Noahs gelebt hatten, jetzt im Gefängnis sind. Daraus lässt sich die Schlussfolgerung ziehen, dass es im Scheol einen Bereich der Qual und einen Bereich des Glücks gibt, ohne dass dies im Wort Scheol selbst unterschieden wird.

 

Im Übrigen war es bereits im Alten Testament bekannt, dass der Scheol – zumindest für die Gläubigen – nur ein Übergangsort oder -zustand ist. In ihrer wunderbaren Prophezeiung sagt Hanna, die Mutter Samuels: «Der HERR tötet und macht lebendig; er führt in den Scheol hinab und führt herauf» (1. Sam 2,6). Abraham und andere Gläubige warteten auf die Auferstehung, ohne jedoch eine klare Vorstellung davon zu haben, was dann genau geschehen wird.

 

„Hades“ im Neuen Testament

Das Neue Testament bestätigt die Aussagen des Alten und gibt gleichzeitig mehr Licht über dieses Thema. Was im Alten Testament als Scheol bezeichnet wird, finden wir im Neuen als Hades wieder. Es ist das Totenreich, in dem sich die Seelen der verstorbenen Menschen befinden. Zunächst wird uns zu Beginn der Offenbarung etwas sehr Tröstliches gesagt. Das Totenreich gehört jetzt schon zum Herrschafts- und Machtbereich des verherrlichten Sohnes des Menschen.

 

Er selbst sagt: «Ich habe die Schlüssel des Todes und des Hades» (Off 1,18). Wenn ein Mensch stirbt, ist er nicht irgendeinem Zufall überlassen, sondern der Herr selbst hat die Schlüssel und damit die Gewalt über Tod und Totenreich. Das gibt uns, die wir Ihm angehören, Zuversicht und Sicherheit.
Dass wir im Neuen Testament einerseits den Gebrauch von Hades analog zu Scheol im Alten Testament finden, wird uns sehr deutlich in Apostelgeschichte 2,27 und 31 bestätigt, wo es vom Herrn Jesus selbst heisst, dass seine Seele nicht im Hades zurückgelassen werden würde.


Diese Aussage geht auf Psalm 16,10 zurück, wo der Ausdruck Scheol gebraucht wird. Auch der Herr Jesus ist also im Totenreich gewesen, allerdings ohne dass sein Leib je die Verwesung sah. Gott konnte nicht zulassen, dass sein Frommer die Verwesung sehen würde. Damit steht der Herr Jesus im deutlichen Gegensatz zu allen anderen, die je gestorben sind.

 

Er selbst hat jedoch weiteres Licht über das gegeben, was nach dem Tod ist. Eine Schlüsselstelle dazu ist die bereits angeführte Begebenheit vom reichen Mann und vom armen Lazarus in Lukas 16,19-31.
Hier wird ein deutlicher Unterschied zwischen dem Hades einerseits und dem Schoss Abrahams anderseits gemacht. Während der reiche Mann im Hades in Qualen war, befand sich Lazarus im Schoss Abrahams. Wenn wir die Worte des Herrn in Lukas 23,43 hinzunehmen, wo Er zum Schächer am Kreuz sagt: «Heute wirst du mit mir im Paradies sein», dann wird uns folgendes deutlich: Menschen, die ohne den Herrn Jesus gestorben sind, befinden sich nach dem Tod am Ort bzw. in einem Zustand der Qual, was im Neuen Testament Hades genannt wird. Menschen, die im Glauben an Ihn sterben, sind nach dem Tod am Ort bzw. im Zustand der Glückseligkeit, oder im Paradies.

 

Im alttestamentlichen Sinn sind Scheol und Hades identisch. Im neutestamentlichen Sinn unterscheiden wir zwischen Hades (Qual) und Paradies (Glückseligkeit). Das Neue Testament wirft also mehr Licht auf diesen Gegenstand als das Alte. Dieses zeigt uns, dass der unsichtbare Teil der Persönlichkeit eines Menschen (Geist und Seele) nach dem Tod in der unsichtbaren Welt der Abgeschiedenen, dem Totenreich, sein wird. Das Neue Testament hingegen unterscheidet klar zwischen Hades und Paradies.

 

Dass im rein neutestamentlichen Sinn Hades diese Bedeutung haben muss, wird uns deutlich, wenn wir die Stellen in der Offenbarung ansehen, in denen der Hades erwähnt wird. Neben der bereits zitierten in Offenbarung 1,18 wird er noch dreimal erwähnt (Off 6,8; 20,13.14). In allen drei Stellen kann er nur mit solchen Menschen in Verbindung gebracht werden, die verloren sind. Der Hades gibt die Toten, die in ihm sind, damit sie gerichtet werden. Schliesslich kommt der Hades selbst zu einem Ende, indem er in den Feuersee geworfen wird.

 

Die ewige Verdammnis

Aus Offenbarung 20 erfahren wir zudem, was das ewige Schicksal derer sein wird, die jetzt im Hades in Qualen sind. Sie bleiben nicht auf ewig dort, sondern werden einmal am grossen weissen Thron gerichtet, um dann für ewig in den Feuersee geworfen zu werden. Dieser ist der zweite Tod, das endgültige Schicksal all derer, die den Herrn Jesus abgelehnt haben. Es ist das, was wir im allgemeinen als «Hölle» bezeichnen. Dieser Ort ist für den Teufel und für seine Engel bereitet, nicht aber für Menschen. Wenn dennoch Menschen für alle Ewigkeit an diesem Ort der Qual sein werden, dann ist dies ihre eigene Entscheidung, eine Entscheidung gegen Den, der sie in ihrem Leben retten wollte.

 

Das Paradies

Im Gegenteil dazu steht das Teil jener, die ihr Vertrauen auf Gott gesetzt haben und dem Herrn Jesus angehören. 1. Korinther 15,23 nennt sie: «die des Christus sind bei seiner Ankunft.» Es sind die alt- und neutestamentlichen Gläubigen. Auch sie befinden sich – wie die Ungläubigen – nach ihrem leiblichen Tod in einem Zwischenzustand, der aber gekennzeichnet ist von der wunderbaren Gemeinschaft mit ihrem Herrn und Heiland. Es ist das Paradies – ein Ort und Zustand der völligen Freude und des Glücks. Seine Bedeutung ist weitergehend als der Schoss Abrahams, denn im Paradies geniessen die heimgegangenen Entschlafenen schon die Gegenwart ihres Herrn und Heilandes und die Gemeinschaft mit Ihm. In dem Augenblick, da ein Gläubiger hier die Augen schliesst, ist er bei seinem Herrn.

 

Wir erinnern uns noch einmal an die Worte des Herrn: «Heute wirst du mit mir im Paradies sein.» Wir werden bei Ihm, unserem Heiland sein, der einst am Kreuz von Golgatha für uns litt und starb und uns das Heil erwarb, das Ihn alles gekostet hat. Wir werden Ihn aber auch als den verherrlichten Christus zur Rechten Gottes erkennen. So sagt es Paulus: «Ich habe Lust, abzuscheiden und bei Christus zu sein» (Phil 1,23).


Und den Korinthern gegenüber bringt er zum Ausdruck, dass er «einheimisch bei dem Herrn sein möchte» (2. Kor 5,8). Auch diese Seite ist wahr. Wir werden bei Dem sein, dem wir hier gedient haben und in dessen Fussspuren wir nachfolgen durften.

 

Ewige Glückseligkeit

Abschliessend richten wir unseren Blick in die vor uns liegende Ewigkeit. Das Paradies – so herrlich es sein wird – ist nicht unsere ewige Bestimmung. Nein, der Tag wird kommen, da der Herr Jesus uns in das Haus des Vaters einführen wird. Das Neue Testament sagt uns nicht viel darüber, aber dieser Platz ist uns völlig sicher. Der Herr Jesus selbst hat es versprochen:

 

«In dem Hause meines Vaters sind viele Wohnungen; wenn es nicht so wäre, hätte ich es euch gesagt; denn ich gehe hin, euch eine Stätte zu bereiten. Und wenn ich hingehe und euch eine Stätte bereite, so komme ich wieder und werde euch zu mir nehmen, damit, wo ich bin, auch ihr seiet» (Joh 14,2.3).
Der Herr Jesus wird wiederkommen, um uns zu sich zu entrücken. Dann werden alle Toten in Christus auferstehen. Ihr auferstandener Herrlichkeitsleib, der dem des Herrn Jesus gleichförmig sein wird, wird mit ihrer Seele und ihrem Geist, die bis dahin im Paradies waren, vereinigt werden. Und so werden wir – als vollständige Personen aus Geist, Seele und Leib – allezeit beim Herrn sein.

 

Auch hier ist entscheidend, dass wir bei Ihm sein werden. «Vater, ich will, dass die, die du mir gegeben hast, auch bei mir seien, wo ich bin, damit sie meine Herrlichkeit schauen, die du mir gegeben hast» (Joh 17,24). Mit diesen Worten deutet der Herr gleichzeitig an, was unsere Beschäftigung in alle Ewigkeit sein wird. Wir werden seine Herrlichkeit schauen und in ewiger glücklicher Gemeinschaft Ihm unsere Bewunderung und Anbetung bringen.

Freuen wir uns darauf?

 

(aus: haltefest, Jahrgang: 1997 - Seite: 235 Verfasser: Ernst-August Bremicker)

 

HERZLICH(S)T

Klaus und Dagmar